Konzertkritik | Simply Red in Berlin - Hymnen für alle von 25 bis 75
So 09.07.23 | 09:36 Uhr | Von Lennart Garbes
6Simply Red gehören zu den wenigen Bands, die sowohl in den 80ern, 90ern und auch in den Nullerjahren überaus erfolgreich waren. Beim Citadel Music Festival zeigten sie, warum sie mehrere Generationen glücklich machen können. Von Lennart Garbes
Es ist voll im Inneren der Zitadelle Spandau. Schon gleich nach dem Reinkommen durch das alte Torhaus steht man in der Menge, wobei sich Teile davon als ewig lange Barschlangen herausstellen. Die Stimmung ist trotzdem sommerlich entspannt vor diesem Simply Red Konzert, wie auf einem völlig überdimensionierten Grill-Abend. Überall sieht man kurze Hosen, Leinenstoff und Blumenmuster. Bier und Bratwurst gibt es auch und es wird getratscht und gelacht.
Allzu viel aufgeregte Spannung kommt deswegen erstmal nicht auf, auch nicht, als zunächst die sechs aktuellen Bandmitglieder und kurz danach auch Simply-Red-Sänger Mick Hucknall mit seinen unverwechselbaren roten Locken, Jeans-Schlaghose und verspiegelter Sonnenbrille die Bühne betreten.
PIC ONE/Ben Kriemann
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Der erste Song an der Schnulz-Grenze, aber dann...
Der erste Song "Better With You", eine an der Schnulz-Grenze wandelnde Liebeserklärung an Hucknalls Frau Gabriella vom aktuellen Album "Time", wird dementsprechend noch etwas verhalten vom Publikum beklatscht, das keineswegs nur aus Menschen besteht, die auch schon in den 80ern auf Konzerte gehen durften.
Man muss es wohl als Beleg für Simply Reds zeitlos ansprechenden Soul-Pop verbuchen, dass hier Ü-50-Freundesgruppen neben ergrauten Ehepaaren, Mittzwanziger-Pärchen und ganzen Familien stehen, bei denen die inzwischen erwachsen gewordenen Kinder wahrscheinlich auch schon vor 20 Jahren zusammen mit ihren Eltern im Auto Simply Red gehört haben. So richtig laut wird es aber trotzdem erst, als Sänger Hucknall ankündigt, dass es jetzt zurück zu den Anfängen der Band geht.
Hüftschwung trotz oder wegen der Smartphone-Attacken des Publiku*ms
Bei "Holding Back The Years" filmen gefühlte 95 Prozent des Publiku*ms mit dem Smartphone. Vielleicht trägt auch das dazu bei, dass der Funke in der ersten Hälfte des Konzerts nicht so richtig überspringen will. Auch wenn die sechs technisch perfekten Musiker wie eine gut geölte Maschine jeden Song durchspielen und Mick Hucknalls sanfte, kristallklare Stimme einen nur so umschmeichelt, wirkt das alles ein bisschen wie hochwertige Hintergrundmusik. Bis auf einmal der Wind in Spandau auffrischt.
Während die deutlich angegrauten, roten Locken des Simply-Red-Sängers im Wind wehen, wird es sowohl auf der Bühne als auch im Publikum stürmischer. Die Hits reihen sich dichter aneinander und es fühlt sich fast so an, also ob das Publikum in der ersten Hälfte des Konzerts bewusst eingelullt werden sollte, damit Songs wie "Something Got Me Started" oder "Fairground", bei dem sich Hucknall sogar zum lasziven Hüftschwung hinreißen lässt, jetzt noch mehr Wirkung entfalten können.
picture alliance/AP Photo
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Download (mp3, 4 MB)
Mick Hucknall mit Handy-Antwort
Ob mit Vorsatz oder nicht - am Ende sind eigentlich alle Tophits aus 38 Jahren Simply Red abgehakt. Während der Zugabe kommt noch eine Hommage an die vor kurzem verstorbene Tina Turner dazu. Danach holt auch Mick Hucknall sein Handy heraus für eine Panorama-Aufnahme des glücklichen Publiku*ms in der Zitadelle. Bevor sich dann alle, egal ob alt oder jung, Liebespaar oder beste Freunde, noch einmal in den Armen liegen und gemeinsam mitsingen und schunkeln für "If You Don’t Know Me By Now", den letzten Song dieses am Ende doch noch richtig guten Konzertabends.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.7.2023, 8:00 Uhr
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6. Einen solch schlechten Veranstalter hat Simply Red mit Ihrer genialen Musik nicht verdient. Das Catering im Grunde ja gar nicht organisiert. Was zu Trinken und Essen konnte man nur durch langes aktives Anstehen ergattern. Keiner wußte wo die Schlangen denn wirklich anfangen. Selbst auf jeder Provinzveranstaltung sind Großbildleinwände Standard. Ein einfaches Resumee : Simply Red genial, der Veranstalter eine glatte 6 und durchgefallen. Dieser Veranstalter - für mich nie wieder.
5. Antwort auf [Gerd Glaudino] vom 09.07.2023 um 21:05
Oh ich wiege mich sogar im Rhythmus wenn der Song gefällt ;-) Das Mitsummen spielt sich natürlich nur im Kopf ab. Wie oft ertappe ich mich dabei und habe irgendein Ohrwurm im Kopf der lange braucht bis er wieder verschwindet. Je älter ich werde um so skurriler die Lieder. Viele alte Schlager sind sogar darunter.
4. Antwort auf [Lothi ] vom 09.07.2023 um 12:02
Zitat: "Hintergrund Musik das trifft es gut. Wie oft schon habe ich leise beim Einkaufen Songs von ihm gehört und sogar mitgesummt."
Und waren dann leicht peinlich berührt, ne Lothi. ;) Also, für mich ist Simply Red so ziemlich öder Konsens-Pop für Musik-Nebenbeihörer, die das wohl tatsächlich für irgendwie "soulig" halten, was da nach Schema F abgespielt wird. Naja, jedem wie es ihm od. ihr gefällt.
3. Songs perfekt gespielt und gesungen. Alles andere drum herum, von Essen und Trinken holen über das Gedränge beim Ausgang bis hin zur Zeitplanung bezüglich des Beginns war sehr fragwürdig. Fazit für mich: Ztadelle ist eine tolle Kulisse aber nicht mehr mein Ding für ein Konzert dieser Größenordnung.
2. Antwort auf [Lothi ] vom 09.07.2023 um 12:02
Weil es Leute gibt die glauben, so besser verkaufen zu können. Die glauben wirklich daran...
Und wenn es nicht klappt? Dann war nur die Werbung zu leise :-(
So ticken Menschen die denken man lässt....1. Hintergrund Musik das trifft es gut. Wie oft schon habe ich leise beim Einkaufen Songs von ihm gehört und sogar mitgesummt. Jetzt geht mein Edeka Markt zu viel drastischen Maßnahmen über und läßt einen Radio Werbesender ununterbrochen laufen, was tierisch nervt.
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