Was bedeutet OM? - yoga.ZEIT – Das Yogamagazin aus Österreich (2024)

Om ist das bekannteste und wichtigste Mantra im Yoga und wird schon seit Jahrtausenden von Buddhisten und Hinduisten als Symbol für das Göttliche verwendet. Hier liest du, was es mit diesem Om auf sich hat.

Ooooooooommmmmmm … Ich atme ein. Ich atme aus. Und überlege. Denn was lässt sich über den Klang der Klänge schreiben? Über einen Klang, der so viele Bedeutungen, Interpretationsmöglichkeiten, liebe und volle Wahrheit sowie indi und viduelle Erfahrung in sich trägt? Und können überhaupt Worte über OM verloren werden? Ja, können sie, denn der Klang von OM reist gerne an den Ort der Wortlosigkeit und Stille, dorthin, wo die Worte verloren wurden und nur noch Wellenlängen tanzen.Drum: Das Verlieren der Worte möge beginnen.

Entstehung des Universums

„AUM ist das Universum und dieses ist die Ausdrucksform von AUM. AUM ist die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zukunft, alles, was war, alles, was ist und alles, was sein wird. Ebenso ist auch alles, was jenseits der Begrenzungen von Zeit existieren könnte, gleichermaßen AUM.“ (Mandukya Upanishad I,1 aus „AUM, Die unendliche Energie“ von Dr. Vinod Verma)

Die indische Schöpfungsmythologie kann so gedeutet werden, dass OM der Anfang von allem ist. Aus diesem Laut wäre alles hervorgegangen, alle Lebensformen, Ideen und Offenbarungen, alle Manifestationen von Spiritualität und Kreationen der Welt. Die Schwingung, die bei einem stetig wiederholtem Singen von AUM entstehe, soll der Schwingung entsprechen, die als Erstes bei der Schöpfung geschaffen wurde. Die Schöpfung selbst war demnach durch die Schwingung des OM geboren worden.

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Das Universum –Am Anfang war der Klang –Foto: Jeremy Thomas

OM – Zeit für “Klangsamkeit”

OM setzt sich zusammen aus den Buchstaben A, U und M. Der erste Teil des Klanges beginnt mit einem langen AU, das jedoch wie „o“ in „ohne“ auf Deutsch, intoniert wird. Der zweite Teil des Klanges endet mit einem nasalen „m“, was auf ein lang gezogener Ton ist.

Dave Stringer hat folgende Worte zu diesem wohl bedeutendsten Mantra gefunden: „Als ich das erste Mal von OM hörte, waren da all diese Erklärungen, die ich nicht wirklich verstand oder begreifen konnte. Also dachte ich, dass es wohl am besten wäre, einfach all diese Erklärungen erstmal zu vergessen und selbst zu erfahren, wie sich für mich an anfühlte. (…)
O ist der Klang des Wunderns, des Öffnens und des sich selbst Ausbreitens. In beinahe jeder Sprache ist „O“, der Klang dafür, wie wir unsere Überraschtheit und unser Staunen ausdrücken.M bedeutet Genuss und Zufriedenheit. M ist für mich auch das Gegenteil von O. O ist Ausbreitung, M das Zurückkehren. OM ist also eine Verbindung von ganz hinaus- und ganz hineingehen.“

OM ist somit die klangsame Vertonung von dem, was wir auf dem Yoga-Weg erleben. Ausbreitung, und Ausweitung unserer selbst, verbunden mit Eingehen und Einsehen in uns selbst. Nicht selten beginnen und enden Yogastunden mit einem OM, schwingen uns ein- und aus, damit wir beschwingt in die Stunde gehen und deren Wirkung hinaustragen.

Regelmäßiges Singen von AUM kann mit der Zeit eine liebevolle und klangvolle Stimme hervorbringen, die Konzentrationsfähigkeit steigern, den Geist in der „Chill out-Zone“ bewahren und Qualitäten hervorbringen, die eine Selbst-Verwirklichung ermöglichen. Und das schöne ist: OM kann nicht nur auf der Yogamatte oder auf einem Meditationskissen getönt werden. Ein sattes und wiederholtes „OOOMMM“ ist durchaus auch beim Autofahren (besonders beim Stau-nen dabei), beim Kochen, beim Duschen, Schlafen legen der Kinder, Unkraut jäten, Putzen oder gerade in spannungsgeladenen Situationen zum Runterkommen etc.

Alle guten Dinge sind OM

OM vereint. Dieses Zeichen ist so attraktiv, dass es heiliges Objekt und Trendtätowierung, Kraftsymbol und Klobrillenverzierung, Weisheitsträger und Esoterikinszenierung ist. Die Schreibweise oder ideogrammatische Darstellung ist variantenreich, genauso wie die Auffassung dieser. Dennoch gibt es Sichtweisen, die sich bei Recherchen rund um das Symbol OM wiederholen.

Om symbolisiere Trinität und das „Darüber hinaus“. Die drei Bögen stünden immer für eine Dreieinigkeit und der Halbkreis samt Punkt für Unendlichkeit, alles, was ist und ein „Zuschauerbewusstsein“, das die anderen drei Ebenen be- und erleuchtet und mit unserem Denken nicht erfassbar wäre.

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Was bedeutet OM?

OM würden sämtliche Dreieinigkeiten zugeordnet. Neben den drei Bewusstseinszuständen – Wachzustand, traumloser Zustand und Tiefschlaf – gäbe es noch einige andere: Brahma – Vishnu – Shiva, Saraswati – Lakshmi – Kali, Schöpfer – Erhalter – Zerstörer, Gottvater – Gottsohn – Heiliger Geist Yang – Yin – Tao, Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft, oben – Mitte – unten, Körper – Geist – Seele usw.

Wo eine Stille, da ein Weg

“Das OM im Yoga ist für mich wie ein Knoten im Taschentuch. Es erinnert mich regelmäßig an etwas ganz Wichtiges und das ist die Vergänglichkeit allen Lebens. Genau wie der Klang des OMs aus der Stille heraus geboren wird, anhält und wieder in sie zurückkehrt, genauso komme auch ich aus der Stille, lebe und kehre wieder in sie zurück. Mich daran regelmäßig zu erinnern, rückt für mich vieles wieder in die richtige Beziehung zueinander.” So Philipp Strohm Gründer der Yoga-Video-Plattform yogamehome.org.

Genauso wichtig, wie das Tönen und Chanten von OM, ist nämlich die Stille danach, der Nachhall in Körper, Geist und Seele. Brauchen wir nicht auch die Abstände zwischen den Wörtern, weilwirsonsteinbisschenlängerbrauchenwürdenumzusehen,wasdassteht? Sind nicht auch in der Musik die Noten von Bedeutung, die ausgelassen wurden?

Gleichsam darf dir OM auf der Zunge zergehen, auch wenn es einen anderen Weg nimmt. Der Geschmack von OM, die Schwingung, wird spürbar im Bauch, erreicht Wirbelsäule, Brustraum und Herz, berührt die Kehle und vibriert am Ende sanft in Stirn, Hinterkopf und am Scheitelpunkt.

Und dann? Stille.

Ein kurzer mOMent

Wie wäre es, wenn du dich – nachdem du diese Zeilen fertig gelesen hast – einfach mal kurz aufrecht hinsetzt. Schließ deine Augen, atme ein paar Mal tief in deinen Bauch ein- und aus und konzentriere dich auf den Punkt auf deiner Stirn zwischen den Augenbrauen. Sobald du bereit bist, lass DEIN OM, tönen und nimm danach den Nachklang, die Stille wahr. Wiederhole dies. Spüre. Nimm war.

Das ist alles, was es eigentlich an Erklärung über das Om braucht …

Quellen:

AUM, Die Unendliche Energie – Dr. Vinod Verma – Sheema Medien

http://www.divya-jyoti.de/Yoga-Texte/Y-Texte/text_OM.htm

http://www.faszination2012.de/

http://www.seelische-staerke.de

http://www.om-page.de

http://www.yoga-vidya.de/Yoga–Artikel/art_om.html

Foto:

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Lena Raubaum

Lena Raubaum ist Chefredakteurin der yoga.ZEIT sowie ausgebildete Schauspielerin, Sprecherin, Yogalehrerin für Kinder und Erwachsene, Trainerin, Nuad Praktikerin und freischaffende Autorin.

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